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Das ist es also, das Ende. Der Schleier hat sich gehoben und gibt den Blick frei auf die ganze schreckliche Wahrheit. Und es ist nicht mal Wahrheit, sondern schlicht und einfach Befreiung von der letzten Illusion. Trotz aller Worte, trotz aller Tränen kann kein Zweifel mehr daran bestehen. Nicht in diesem Punkt. Du hast wirklich nicht gewusst, wovon ich spreche. Weil es nur in meinem Kopf gewesen ist. Nicht in Deinem. Es ist nie da gewesen. Niemals. Ich kann es nicht fassen.

 

Zu schrecklich, um dieser Tatsache ins Auge zu sehen. Kein Gott in der Maschine, der die Fäden hält. Kein Schicksal. Kein Mysterium. Kein Traum. Keine Liebe. Nicht mal das.

Es ist fast lächerlich. Es ist furchtbar lächerlich. Lächerlich furchtbar. Ich kann es nicht fassen. Ich kann es nicht begreifen. Nicht in Deinem Kopf. Niemals dort gewesen. Nicht „mystisch gegenwärtig“. Nicht gegenwärtig durch die „subtilere Alchimie, die der Glaube im Herzen des Gläubigen bewirkt“, dieser Hokuspokus. Weder so noch so gegenwärtig.

 

Ich bin verrückt. War es die ganze Zeit. Seit jenem ersten Augenblick, als ich törichterweise die Augen geschlossen und mein Schicksal besiegelt habe. Vielleicht früher schon verrückt. Verrückt, daran zu glauben, verrückt, etwas zu erhoffen. Verrückt, lieben zu wollen.

 

„Die Vollkommenheit, die darin liegt.“ Immer wieder geht mir dieser Satz durch den Kopf wie eine Schallplatte mit Sprung, wie ein Tic. Fast möchte ich lachen. Aber das wage ich nicht, weil ich mich vor der Stille auf der anderen Seite des Lachens fürchte, wenn das Lachen verstummt ist, und vor dem, was sich dann zeigt.

 

Und so wird mir nach und nach die Vollkommenheit klar, die in dem liegt, was ich verloren habe. Alles. Jawohl, nun endlich alles. Und jetzt erst auch Dich. Damit ist das Konto gelöscht. Der Preis bezahlt. Ich bin wahrhaftig tiefer entblößt als bis auf die Haut, viel, viel tiefer jetzt. Und es liegt auch keine Würde in diesem Verlust, es liegt nichts Edles in Leiden und Opfern. Nur ein trostloser, hässlicher Weg, der sich nach vorn und nach hinten erstreckt, ohne Erhabenheit, ja sogar ohne Aussicht. Es gibt nur diesen Augenblick, diesen Ort. Hier, jetzt. Wo ich mich befinde. Und ich kann mich kaum dazu überwinden, mich umzusehen und die Welt zu betrachten. Die „neue“ Welt. Was davon übrig ist. Was immer da gewesen ist. Die Welt, wie sie ist, von Angesicht zu Angesicht. Zu schrecklich, um ihr ins Auge zu sehen.

 

Das ist es also. Die Welt, wie sie ist, in einem einzigen Ganzen zusammengefasst. Nun fällt alles auf einmal über mich her, ein für allemal, die Vollkommenheit des Ganzen, die Ungeheuerlichkeit dessen, was ich geglaubt und was ich verloren habe. Meinen Stolz, meinen Frieden, meine Hoffnung und mein Glück, meine Unschuld, meine Seele – alles habe ich hingegeben, alles bezahlt für eine verlorene Sache.

 

Und nie wieder werde ich jenen glorreichen Ort betreten, das magische Reich unserer Liebe, das zu finden ich geträumt und für das ich mich verausgabt habe, niemals den Ort sehen, wo die stets parallel laufenden Linien unserer beiden nicht zu vereinbarenden Ambitionen, unserer beiden nicht zu vereinbarenden Bestimmungen sich vereinigen und die Stahlschienen sich lieben.

Ich werde ihn niemals sehen.

Denn hier hören die Schienen auf.

Alles aussteigen.

 

Das ist es also. Da bin ich nun. Endstation. Das Ziel. Weiter geht’s nicht. Ich bin angekommen. Und wie! Ich bin da. Hier. In der Welt, wie sie ist.